Errichtung einer vierten Gesamtschule in Siegen

Antrag zum TOP 7 „Prüfbericht zur möglichen Errichtung einer vierten Gesamtschule“ der Sitzung des Ausschusses für Schule und Bildung am 05.05.2022

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Mues,

die unterzeichnenden Fraktionen im Rat der Universitätsstadt Siegen bitten, folgenden Antrag unter dem o. g. Tagesordnungspunkt der kommenden Sitzung des Ausschusses für Schule und Bildung zur Abstimmung zu stellen:

Beschlussvorschlag:
Der Ausschuss für Schule und Bildung der Universitätsstadt Siegen beschließt:

  • Die Verwaltung wird beauftragt, die Beschlussfassung und Antragsstellung zur Errichtung einer vierten Gesamtschule zum Schuljahr 2023/24 vorzubereiten und dem Rat zur Beschlussfassung vorzulegen. Die neue Gesamtschule nimmt erstmalig im Jahr 2023 am Anmeldeverfahren für die 5. Klassen teil.
  • Als Standorte werden das aktuelle Gebäude des Peter-Paul-Rubens-Gymnasiums (Hauptstandort) sowie das Gebäude der Hauptschule Achenbacher Schule (Teilstandort) vorgesehen.
  • Die Hauptschule Achenbacher Schule sowie die Realschulen Auf der Morgenröthe und Am Oberen Schloss nehmen nicht mehr am Anmeldeverfahren für das Schuljahr 2023/24 teil und laufen von diesem Zeitpunkt an sukzessive aus. Die Verwaltung wird beauftragt, die entsprechende Beschlussfassung und Antragstellung ebenfalls dem Rat vorzulegen.

Begründung:
Die Anmeldeverfahren der vergangenen Jahre an unseren weiterführenden Schulen zeigen bei den Elternwünschen einen verstärkten Trend zu integrierten Systemen und Ganztagsbetreuung. Aufgrund der begrenzten Kapazitäten an den Siegener Gesamtschulen konnte dieser Entwicklung zuletzt nicht mehr durchgehend Rechnung getragen werden, dementsprechend mussten zahlreiche Schülerinnen und Schüler an den Gesamtschulen abgewiesen werden.
Die Gesamtschule bietet als integriertes System die Möglichkeit, alle Schulabschlüsse zu erlangen und Schullaufbahnen lange flexibel zu halten. Mit Hilfe spezifischer Förderkonzepte sollen Teilhabe und individuelle Förderung aller Schülerinnen und Schüler sichergestellt werden. Zum Konzept der Gesamtschule gehören gleichermaßen die berufliche Orientierung bzw. Berufswahlvorbereitung sowie die Vorbereitung der Studierfähigkeit im Rahmen der gymnasialen Oberstufe dieser Gesamtschule.

Die innere Ausgestaltung sowie die inhaltlichen Eckpfeiler der neuen Gesamtschule sollen im Rahmen einer Konzeptgruppe erarbeitet werden, in der insbesondere auch die Expertise der bestehenden Schulen erwünscht ist.
Die bewährten Konzepte zur beruflichen Orientierung an den bestehenden Schulen (Praxisphasen in Betrieben, Partnerschaften mit Betrieben und Institutionen, die Möglichkeit von Langzeitpraktika analog der „Beruf und Schule“-Klassen, Berufseinstiegsbegleitung etc.) sollen in das Curriculum zur beruflichen Orientierung an der neuen Gesamtschule einfließen. Die praktische Umsetzung dieses Konzeptes im Rahmen des Unterrichts erfordert entsprechende räumliche und materielle Rahmenbedingungen wie z. B. Fachräume für Technik und Hauswirtschaft.

Darüber hinaus bietet auch die Gesamtschule die Chance, neue, fächerübergreifende Unterrichtsformate aus dem „Talentschule“-Konzept in den Fächerkanon aufzunehmen und zu erproben.
Ebenso ist es eine zentrale Aufgabe der Gesamtschule, der Heterogenität in den Lerngruppen durch entsprechende Förderkonzepte gerecht zu werden. Dazu zählen insbesondere eine gezielte sprachliche Förderung bereits in den Eingangsklassen, Konzepte zur Lese- und Rechtschreibförderung sowie zur individuellen Förderung im Rahmen von Unterricht. Auch bei diesen Themenstellungen soll die Expertise der bestehenden Schulen in die konzeptionelle Entwicklung eingebunden werden.

Die räumliche Nähe der beiden Standorte zur Stadtmitte Siegens legt eine enge Kooperation mit der Universität Siegen nahe, deren Fakultäten in naher Zukunft in der Stadt ansässig sein werden. Diese Kooperation kann einen wertvollen Beitrag zum Vorhaben „Uni in die Stadt“ liefern. Von Seiten der Universität ist bereits ein großes Interesse an einer Zusammenarbeit signalisiert worden. Ein möglicher Schwerpunkt kann dabei die Entwicklung von Unterrichtsmodellen sein, die der Heterogenität der Schülerschaft Rechnung trägt. Auf diese Weise profitiert auch die Schule von einer solchen Zusammenarbeit. Weitere Aspekte könnten sein:

  • Impulse aus der Wissenschaft für die schulische Praxis
  • Praxisformate für Studierende an der Schule
  • Rückmeldungen aus der Schulpraxis für die Bildungsforschung

Die vierte Gesamtschule bietet die Chance, neben klaren Strukturen auch eine dauerhafte Stabilität für die Siegener Schulentwicklungsplanung zu erreichen und dem Wunsch zahlreicher Eltern nach Schulplätzen an integrierten Systemen Rechnung zu tragen.

Mit freundlichen Grüßen
Unterschriften der Vorsitzender der antragstellenden Fraktionen

Beratungsergebnis: 11 Stimmen dafür, 5 dagegen, 0 Enthaltung(en)
 

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