Siegen, 02.07.2004

Pressemitteilung zur neuen Friedhofssatzung
Provinziell bis ins Grab

So stimmten jedenfalls die Mitglieder von CDU und SPD des Siegener Bauausschusses gegen neue Begräbnisformen wie z.B. den Begräbniswald, Aschestreufelder und sarglose Bestattungen, die nach dem neuen Bestattungsgesetz des Landes vorgesehen sind.

Obwohl der Bauausschuss im April noch mehrheitlich die Prüfung der Anlage eines Begräbniswaldes forderte, lehnte er die von der Verwaltung vorgeschlagene Ergänzung der Satzung (Anlage eines Friedparkes am alten Käner Friedhof) ohne nennenswerte Argumente ab.

Des weiteren setzte sich der Ausschuss ohne Diskussion über das einstimmige Votum des Ausländerbeirats für sarglose Bestattungen, vorgetragen von der Beiratsvorsitzenden, einfach hinweg.

Die Anlage eines Aschestreufeldes war schon im Vorhinein durch ein Gespräch mit den Bestattern "mangels Nachfrage" von der Verwaltung abgelehnt worden. Hier wurden die wirtschaftlichen Interessen der Bestatter der Erkundung des Bürgerwillens vorgezogen.

Hiermit verschläft die Stadt Siegen als Großstadt und Oberzentrum für lange Zeit die Chance, ihren Bürgern eine Vielfalt an Begräbnisarten zu ermöglichen, die den veränderten Familien-und Lebensverhältnissen (Singles, Patchworkfamilien etc.) und einem steigenden Anteil muslimischer Mitbürger (die hier geboren sind), angemessen wären.

Würde man dem Landesgesetz in Siegen folgen und die neuen Begräbnisarten auf den städtischen Friedhöfen vorsehen, hätte man in Siegen mehr Vorteile als Nachteile:

  1. Die Bürger werden ortsnah beigesetzt und weichen nicht auf entfernte Orte oder einen Wald in Bad Laasphe aus.
  2. Die entsprechenden Gebühren für die Bestattung und die Überlassung der Grabstelle fließen ins Stadtsäckel und nicht in den Etat einer fürstlichen Rentkammer.
  3. Die in der Vergangenheit zu großzügig geplanten Friedhöfe in Siegen würden ausgelastet.
  4. Die Stadt würde sich damit gegenüber ihren BürgerInnen und den entsprechenden Minderheiten tolerant und weltoffen zeigen.

Ob diese Vorteile durch die Wahrung "konservativer Friedhofskultur" ersetzt werden können ist höchst zweifelhaft; dies ist keine auf Zukunft ausgerichtete Politik.

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