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In der trotz Corona-Regeln wohnlichen Atmosphäre der Weißtalhalle veranstalteten die Grünen in Siegen einen hochkarätig besetzten Themenabend zu zentralen Fragen des Klimawandels.
Bundesweit vorbildlich wird im Kreis Steinfurt mehr Strom durch Windkraftanlagen erzeugt, als die Bewohner verbrauchen. Uli Ahlke,einer der Macher des Steinfurter Bürgerwindparks, hieltden zentralen Vortrag zu den verschiedensten Aspekten des Klimawandels. Die durch Sonne und Wind erzeugte Energie sei in ausreichendem Maß ausbaubar und könne die insgesamt notwendige Energielast tragen. Ahlke stellte jedoch dar, dass der Energieverbrauch durch Maßnahmen in der Mobilität und im Wohnungsbau dann auch deutlich gesenkt werden müsse und auch gesenkt werden könne. Insofern ergab sich für die interessierten Zuhörer und Zuhörerinnen ein optimistisches Gesamtbild, was durch die in Steinfurt bisher schon ausgeschöpften Möglichkeiten gestütz wurde. Die Energiewende müsse in der Schulbildung in allen Aspekten beleuchtet werden und die Energiewirtschaft müsse durch Demokratisierung strukturell verändert werden, die Bürgerinnen und Bürger müssten an einer dezentralen Energieerzeugung beteiligt werden. So könne die Energiewende als gesellschaftlich kultureller Prozess befördert werden.
Zur Situation in Siegerland und Wittgenstein hatte die Grünen Günter Pulte, den Geschäftsführer des Bürgerwindparks in Hilchenbach, eingeladen. In straffer Form erläuterte Pulte, dass Akzeptanz von Windkraftanlagen nur über die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger erreicht werde. 90 Gesellschafter quer durch die Bevölkerung habe die Anlage in Hilchenbach und ein großer Teil der Wertschöpfung bleibe in der Region, was Ahlke auch für Steinfurt hervorhob. Eher bedenklich stimmte die Anwesenden, dass das Genhmigungsverfahren für einen weiteren Windpark nun schon seit zehn Jahren laufe und mit 20 Fachgutachten zu 0,75 Millionen € Planungskosten geführt habe und das, obwohl alle Fraktionen (!) im Hilchenbacher Rat hinter dem Projekt stünden wegen der guten Erfahrungen mit der istallierten Anlage. Nach Pultes Erfahrung verhindert die Bürokratie die Energiewende. Die von den Windkraft Gegnern vorgebrachten Argumente zum Vogelschutz relativierten die deutlichen Zahlen: Lediglich ein Prozent der durch antropogene Ursachen getöteten Vögel sind durch Windkraftanlagen verursacht. Verantwortlich für getötete Vögel sind dagegen Glasfassaden , Straßen- und Schienenverkehr sowie Katzen (Zahlen nach BUND und NABU). Interessant auch die Zahlen zum Flächenbedarf für Windenergie: Auf einer Fläche von etwas mehr als einem Prozent könne der gesamte Strombedarf der Stadt erzeugt werden, so Günter Pulte über die Situation in Hilchenbach. MdL Johannes Remmel betonte die Bedeutung der Menschen, die sich für Klimaschutz engagierten, wie die junge Generation bei Fridays for Futur, und nannte die Kommunen als die eigentlichen Träger einer Energiewende, Klimaschutz sei Pflichtaufgabe der Kommunen!
Anschließend moderierte Remmel die Diskussion mit den Besucherinnen und Besuchern. Viele Redner*innen hoben hervor, dass die Wende ins Stocken geraten sei durch verschiedene Maßnahmen der Landesregierung und des Bundes. Völlige Unklarheit sei beispielsweise bei den Abstandsregelungen entstanden. Auch viele bürokratische Hemmnisse und die Verhinderung von Bürgerbeteiligungen durch hohe Kosten in den Genehmigungsverfahren wurden aus dem Publikum heraus beklagt. Das Publikum zeigte durch Applaus für die Referenten eine hohe Zustimmung zu deren Thesen und Forderungen.